Das heilige Buch "Granth Sahib"

sanjana schrieb:[size=150]Das heilige Buch "Granth Sahib"[/size]



Guru Granth Sahib, welches auch als Adi Granth bekannt ist, hat eine wahrhaft einzigartige Bedeutung im Bereich religiöser Schriften. Es wird als die höchste spirituelle Autorität und als Kopf der Sikh-Religion betrachtet, mehr als irgendeine lebende Person. Es ist die einzige Schriftensammlung, welche nicht nur die Schriften der eigenen Religionsbegründer enthält, sondern auch Schriften von Menschen anderer Religionen. Der ‚lebende Guru’ der Sikhs wird mit Ehrfurcht und größtem Respekt behandelt. Da im Sikhismus Idolverehrung verboten ist, wird auch Guru Granth Sahib nicht als solches verehrt, es wird eher der Respekt den beinhalteten Schriften gegenüber hervorgehoben.
Guru Granth Sahib ist eine Kollektion von andächtigen Hymnen, die Meditation auf Gott betonen, moralische und ethische Regeln für die Entwicklung der Seele, spirituelle Erlösung und Einheit mit Gott beinhaltet.

Die Schriften der Gurus erscheinen im Guru Granth Sahib in chronologischer Reihenfolge. Jeder Guru beendet seine Hymne mit der Signatur ,Nanak’. Die Kompositionen können nur mit den Zahlen am Anfang identifiziert werden, so bedeutet Mahalla 1, Komposition von Guru Nanak, Mahalla 2, Komposition von Guru Angad, usw. Diese sind dann gefolgt von Schriften von Bhagats, Bhatts und Sikhs.

Insgesamt beinhaltet Guru Granth Sahib 3384 Hymnen.

* Guru Nanak Dev: 974 Hymnen, inkl. Sloks und Pauris
* Guru Angad Dev: 62 Sloks
* Guru Amar Das: 907 Hymnen, inkl. Sloks und Pauris
* Guru Ram Das: 679 Hymnen, inkl. Sloks und Pauris
* Guru Arjan Dev: 2218 Hymnen, inkl. Sloks und Pauris
* Guru Tegh Bahadur: 59 Hymnen und 56 Sloks
* Guru Gobind Singh: 1 Slok
Neben diesen Gurus gibt es noch eine Reihe von Bhagats, Bhatts und Sikhs, die ebenfalls ihre Beiträge zum Guru Granth Sahib geleistet haben.

Bhagats: Heilige verschiedener Religionen

Bhagat Kabir
292 Hymnen, geboren einer Hindu-Mutter und erzogen von einer Muslim-Stiefmutter, verabscheute das Kastensystem und religiöse Rituale, er glaubte an innere Reinheit und wurde von Hindus und Muslimen gleichermaßen respektiert

Bhagat Namdev
60 Hymnen, reiste ausgiebig durch das ganze Land und verbrachte mehrere Jahre im Punjab

Bhagat Ravidas
41 Hymnen, stammte aus der einfachen Schuster-Kaste, hatte aber aufgrund seiner Spiritualität viele Schüler, er betonte ein frommes und schlichtes Leben

Bhagat Sheikh Farid
4 Hymnen und 130 Sloks, ein Muslim Sufi Heiliger, er wird als der Vater der Punjabi Poesie betrachtet, er betonte ein schlichtes aber zielgerichtetes Leben konzentriert auf nur einen Gott

Bhagat Trilochan
4 Hymnen, gefeierter Heiliger der Vaish Kaste, er glaubte an einen Gott und verdammte die oberflächlichen abergläubischen Riten

Bhagat Dhanna
4 Hymnen, ein Jatt aus Rajasthan, anfangs praktizierte er Götzenanbetung, vertrat später jedoch die Ansicht, dass es nur einen wahren Gott gibt und wandte sich seinen alten Praktiken ab

Bhagat Beni
3 Hymnen, unbeirrt durch seine Armut führte er ein einfaches Leben erfüllt durch seinen spirituellen Reichtum

Bhagat Sheikh Bhikan
2 Hymnen, ein Muslim Sufi Gelehrter, er glaubte, dass nur Gottes Name einen erkrankten Geist und Körper heilen kann

Bhagat Jaidev
2 Hymnen, ein berühmter Poet am Hofe des Königs Laxman Sen von Bengalen

Bhagat Surdas
1 Hymne, geborener Brahmane, studiert in Sanskrit und Farsi, wurde er zum Gouverneur ernannt, später jedoch wegen Pflichtversäumnis inhaftiert

Bhagat Parmanand
1 Hymne, über sein Leben ist nur wenig bekannt, er war ein Anhänger Krishnas, später jedoch ein Befürworter des Einen Gottes

Bhagat Pipa
1 Hymne, er war König von Gagaraungarh, er verzichtete auf seinen Thron, reiste ausgiebig durch das Land und wurde ein Schüler Bhagat Ramanands

Bhagat Ramanand
1 Hymne, als Brahmane geboren, verurteilte das Kastensystem, Bhagat Kabir war einer seiner berühmtesten Schüler

Bhagat Sadhna
1 Hymne, Metzger von Beruf, seine Frömmigkeit und Meditation auf Gott brachte seinen spirituellen Status hervor, von Brahmanen verfolgt und verhaftet, wurde er lebendig begraben

Bhagat Sain
1 Hymne, war Barbier am Hofe des Königs Raja Ram von Rewa, er war ein Anhänger von Bhagat Ramanand und Bhagat Kabir.

Bhatts: Musiker des 16. Jahrhunderts. Alle waren sie Heilige, Poeten und Sänger.
Kal:
Kalsahar:
Tal:
Jalap:
Jal:
Kirat:
Sal:
Bhal:
Nal:
Bhikha:
Jalan:
Das:
Gayand:
Sewak:
Mathura:
Bal:
Harbans:

49 Swayyas
4 Swayyas
1 Swayya
4 Swayyas
1 Swayya
8 Swayyas
3 Swayyas
1 Swayya
6 Swayyas
2 Swayyas
2 Swayyas
1 Swayya
5 Swayyas
7 Swayyas
10 Swayyas
5 Swayyas
2 Swayyas

Sikhs

Baba Mardana
(auch Bhai Mardana genannt)
3 Sloks, geborener Muslim, war ein Kindheitsfreund Guru Nanak’s und verbrachte sein gesamtes Leben an seiner Seite.

Baba Satta und Balwand
1 Var, Baba Satta diente Guru Angad, Guru Ram Das, Guru Amar Das und Guru Arjan Dev, zusammen mit Baba Balwand komponierte er Balladen, welche auch im Guru Granth Sahib zu finden sind.

Baba Sunder
1 Hymne, Urenkel von Guru Amar Das, seine Komposition Sadd (Calling) wurde auf Wunsch von Guru Arjan Dev nach dem Ableben von Guru Ram Das geschrieben.

Auszüge aus dem Guru Granth Sahib

* So wie sich das Wort des barmherzigen Schöpfers mir offenbart, so verkünde ich es, O Lalo. (Guru Granth Sahib, S. 722, Guru Nanak)
* Ich faste nicht, noch begehre ich den Monat Ramadan. Ich diene nur dem Einen, der mich am Ende schützen wird. […] Er erteilt Gerechtigkeit - an Hindus und an Muslimen. Pause. Ich mache keine Wallfahrt nach Mekka, noch bete ich in den heiligen Schreinen der Hindus. […] Ich vollziehe keine Anbetungsrituale der Hindus, noch rezitiere ich die Gebete der Muslime. Ich habe den einen formlosen Schöpfer in meinem Herzen aufgenommen, dort verehre ich ihn voller Demut. Weder bin ich ein Hindu noch ein Muslim. Mein Körper und mein Lebensatem gehören Allah (Bezeichnung Gottes bei Muslimen), Ram (Bezeichnung Gottes bei Hindus) – dem Gott aller. (Guru Granth Sahib, S. 1136, Guru Arjan)
* Von der Frau wird man geboren, in der Frau wächst man heran, mit einer Frau verlobt und vermählt man sich. Von der Frau erfahren wir Freundschaft, durch die Frau setzt sich der Gang der Welt fort. [...] Wie kann man sie als minderwertig bezeichnen, wo sie doch Königen das Leben schenkt? Aus einer Frau entsteht eine Frau, niemand wäre ohne die Frau. Nanak sagt, ganz ohne Frau existiert nur der eine Schöpfer. (Guru Granth Sahib, S. 473, Guru Nanak)
* Zu Anbeginn schuf Allah, der Schöpfer, das Licht. Dann alle sterblichen Wesen. Aus dem einen göttlichen Lichte, der Weltseele, entwickelte sich alles. Wen sollen wir da gut und schlecht nennen? (Guru Granth Sahib, S. 1349, Kabir)
* Ohne die Verrichtung guter Taten wird man nicht ein Heiliger. (Guru Granth Sahib, S. 1349, Guru Nanak)